Stellungnahme zum Haushalt 2023

„Ottersweier kann Klimaschutz“

Unter dieser Überschrift verändert sich einiges an der Infrastruktur in Ottersweier zum Besseren. Mehr Photovoltaik, Ladeinfrastruktur & Quartierskonzepte. Naturkindergartengruppe, Umstellung auf LEDs, Förderung von Fortbildung zu Humusaufbau. Ja, wir haben etwas erreicht. 

Wir stehen allerdings noch am Anfang des größten Strukturwandels seit Beginn des Industriezeitalters. Ohne Energie geht nichts. Die Versorgung mit ausreichend bezahlbarer Energie ist ein Fundament von allem, was uns und unser Zusammenleben aus macht. Von Landwirtschaft bis zur Vereinsveranstaltung im Gemeindezentrum.

Wir können diesen Strukturwandel als Chance begreifen. Zur Demokratisierung der Energieversorgung. Zur Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten.

Unser Ziel: bis 2030 soll der Energiebedarf von Ottersweier aus regenerativen Energien gedeckt werden. Wir möchte Energieautonomie => … mehr regenerative Energie ernten, als wir benötigt.

Wie wir das schaffen? Durch Effizienz und Suffizienz:

  • Infrastruktur für Elektromobilität & Radverkehr
  • Wärmepumpen, Wärmenetze & Großwärmespeicher
  • Stromspeicher
  • Vieles mehr

Vor allem aber durch den drastischen Ausbau von Erzeugungskapazitäten. Windkraft kann dabei der ´Gamechanger` schlechthin sein. Dank des technischen Fortschritts der letzten 15 Jahren.

Im Vergleich zu unserer Freiflächen-PV an der A5, könnte eine einzige Windkraftanlage an einem ´mittelprächtigen` Standort im Schwarzwald 10-15 Mal so viel klimafreundliche Energie liefern.

Eine einzige Anlage könnte so viel klimafreundliche Energie liefern, wie ALLE bislang in Ottersweier installierten Photovoltaik-Anlagen. Drei Windkraftanlagen so viel, wie ganz Ottersweier (inkl. Industrie) derzeit an el. Energie benötigt.

Auch deshalb unterstützen wir, wenn in Ottersweier oder darüber hinaus Windkraftprojekte angestoßen werden. Wir sind davon überzeugt, dass Bedenken ausgeräumt und mögliche Probleme gelöst werden können. Behörden, politische Entscheidungsträger und Bürgerinnen und Bürger können im Sinne des Gemeinwohls an einem Strang ziehen.

Windkraftanlagen sind kein Selbstzweck, sondern ersetzen andere Energieträger im System. Und dies insbesondere im Winter. Sie ermöglicht den Aufbau einer klimaneutralen und erdgasfreien Strom- & Wärmeversorgung.

Wir werden uns dafür einsetzen, dass wir als Kommune Investitionsentscheidungen treffen, die das notwendige ermöglichen.

Herausforderungen stehen auch im Verkehrssektor an. Das zeigt auch ein Blick auf die PKW-Neuzulassungen im letzten Jahr. Rund 20% waren in Deutschland reinelektrische Fahrzeuge. Vor 6 Jahren waren es 0,5%. Durch den kommunalen Ausbau der Ladeinfrastruktur ermöglichen wir auch jenen ohne eigene Lademöglichkeit die Anschaffung eines emissionsfreien Elektroautos. Lärmreduktion verbessert die Lebens- und Aufenthaltsqualität in den Orten.

Deshalb begrüßen wir auch die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30km/h invgeschlossenen Ortschaften. Dies verringert die Lärmbelastung entlang von Straßen und bedeutet mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Außerdem wünsche wir uns nun neue Möglichkeiten der Verkehrsraumgestaltung.
Wir fordern mehr Platz fürs Rad z.B. durch die Erweiterung von Fahrradstreifen. Maßnahmen zur optischen Verschmälerung der Fahrbahn können zur Entschleunigung des Verkehrs beitragen.
Grünstreifen sollten fortlaufend auf Bepflanzung mit Bäumen und Hecken geprüft werden. Auch diese verbessern die Lebensqualität und sind insbesondere im Straßen- und Versiegelungsbereich ein wichtiges Element zur Anpassung an die Klimaveränderung.

Begrünungen an, auf und um das Haus machen nicht nur optisch was her, sondern bieten auch entscheidende Vorteile für Mensch und Natur. In unterschiedlichen Kulturkreisen hat sich die Begrünung von Gebäuden bereits seit Jahrhunderten bewährt.

Die Pluspunkte einer Begrünung sind sehr vielfältiger Art

  • erweitert den Lebensraum für viele Tierarten und dient ihnen als Nahrungsquelle
  • verbessert das Kleinklima, bindet Staub und hält Niederschlagswasser zurück
  • Begrünung an Häusern wirkt als „thermischer Puffer“, verbessert die Wärmedämmung des Gebäudes
  • bietet der Fassade Schutz vor Wind und Regen
  • belebt das Ortsbild und erhöht den Wohnwert

Wir empfehlen daher bei Neubauten oder Umgestaltungen von Gebäuden Fassaden- und Dachbegrünungen zu unterstützen oder bei eigenen Projekten zu prüfen.

Insgesamt gilt es, Flächen effizient zu nutzen. Denn laut statistischem Landesamt von Baden-Württemberg beträgt der tägliche Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche (Stand 2021) 6,2 Hektar (ca. 8 Fußballfelder).
Siedlungs- und Verkehrsfläche nehmen in Baden-Württemberg aktuell 14,8% der Gesamtfläche in Anspruch.

Dahingehend müssen wir wohl alle umdenken. Denn Lebensmittelerzeugung, Lebensqualität und Klimaschutz dürfen nicht hinter dem Ziel des Wirtschaftswachstums auf der Strecke bleiben. Deshalb muss der Schwerpunkt der Ortsentwicklung auf Flächenrecycling und Nachverdichtung liegen (Stichwort Flächenkreislaufwirtschaft). Es müssen verstärkt Anreize für eine sparsame und schonende Flächennutzung gesetzt werden.

Für uns bedeutet dies, dass wir folgende Punkte verstärkt berücksichtigen:

  • vorrangig innerörtliche Bebauung (Bsp. Sonnenplatz)
  • mehr Wohnraum durch mehrgeschossigen Bau
  • Anreize, um Leerstand zu beseitigen

Boden ist unser Lebenselixier

Über 40% von Ottersweier ist Ackerfläche (Statistisches Landesamt, 2021). Sie dient nicht nur zur Lebensmittelerzeugung, sondern spielt auch eine wichtige Rolle beim Klimaschutz. Der Aufbau von 0,1 Prozent Humus pro Hektar entspricht einer Bindung von drei bis sechs Tonnen CO2 je Hektar.

Weitere Vorteile des Humusaufbaus sind:

  • mindert die Erosionsanfälligkeit
  • speichert Stickstoff, Phosphor und Schwefel – wichtige Nährstoffe für das Pflanzenwachstum
  • Wasser kann in den Ackerflächen besser gespeichert und gefiltert werden

Da der Humusaufbau allerdings nur sehr langsam erfolgt und mit signifikantem Mehraufwand verbunden ist, benötigt es gegebenenfalls weiterer finanzieller Anreize für die Landwirte. Wir begrüßen es, dass sich die Gemeinde mit dem Thema Humusaufbau befasst und Schulungen für Landwirte finanziell unterstützt. Wenn mehr Förderung zur praktischen Umsetzung notwendig ist: Wir stehen als Fraktion dahinter!

Aktion MITEINANDER. MITEINANDER leben!

Nach den Daten von Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatten wir 2016 mit rund 746.000 die höchste Anzahl an Asylanträgen. Die Hilfsbereitschaft war gigantisch. Heute, sieben Jahre später bekomme ich Briefe von damaligen Asylsuchenden. Denn sie sind tätig als Briefträger, im Obsthandel oder als Pädagogen.

Im letzten Jahr lag die Zahl an Asylanträgen bei 244.000. Also bei rund einem Drittel im Vergleich zu 2016.

Die Integration der Geflüchteten muss für uns als Gesellschaft ein Dauerbrenner-Thema sein. Denn für viele Flüchtlinge ist eine schnelle Rückkehr in ihr Heimatland aufgrund anhaltender Konflikte oder Verfolgung nicht möglich oder auf absehbare Zeit ungewiss. Je früher die Neuankömmlinge in das tägliche Leben eingebunden werden, desto größer sind die Chancen für eine gelungene Integration. Dass dies möglich ist, hat Ottersweier schon unter Beweis gestellt. Hierfür möchten wir uns bei der Gemeindeverwaltung und den engagierten Mitbürgern bedanken. Aber wir müssen offen sprechen: Aufgrund begrenzter Kapazitäten können Gemeinde, Schulen und Kindergärten das notwendige nicht immer schultern! Wir dürfen als Gemeinderäte nicht wegschauen. Wir müssen daran arbeiten.

Besonders bei den Kindern müssen wir ansetzen. Sie lernen neue Sprachen wesentlich leichter. Damit können auch sprachliche und soziale Brücken in die Familien geschlagen werden.

Kindergärten und Schulen sind Gold wert!

Um als Gemeinschaft nachhaltig mit Ressourcen und unserer Umwelt umzugehen, ist eine Sensibilisierung für diese Verantwortung in allen Lebensbereichen wichtig. Besondere Bedeutung hat Umweltbildung in Schule und Kindergarten.
Wir freuen uns über das Zertifikat Naturparkschule und dass schon bald der Naturkindergarten an den Start gehen soll. Wir stehen geschlossen hinter dem Konzept. Sind gespannt auf die weitere Entwicklung und Erfahrung. Wir regen an, diese Erfahrungen zu nutzen, um in Unzhurst mögliche Standorte für naturpädagogische Konzepte zu prüfen und im Idealfall umzusetzen.

Die nächsten Jahre werden für uns alle herausfordernd. Für öffentliche Einrichtungen, die Gemeindeverwaltung und für uns Gemeinderäte. Aber lasst uns das notwendige anstoßen. Lasst uns das notwendige tun. Lasst uns zeigen, dass wir etwas verändern und beeinflussen können. Eure grünen Gemeinderäte aus Haft, Breithurst, Hatzenweier und Hub!

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