Erfahrungsbericht: Veranstaltung gegen Windkraft (31.08.2023)

Von Nico Paulus:

Werbeflyer zur "Informationsveranstaltung"
Werbeflyer zur „Informationsveranstaltung“

Nachdem wir mehrfach Flyer im Briefkasten hatten, lag es nah, sich einfach mal zu informieren. So war ich am 31.8. mit dem Rad in Achern.

Zu Veranstaltungsbeginn waren etwa 120 Personen anwesend. Es wirkte alles etwas sektenhaft.

Hubert Kraus (bekannt durch „Zeig dein Gesicht für die Grundrechte“ und als Schneedemonstrant) führte in die Veranstaltung mit einer Frage ein: „Was glauben Sie, wie viel Prozent der Atemluft besteht aus aus CO2? Bitte melden, wer glaubt 10%?“ – Keine Regung – „5%“ – Keine Regung – „2%“ – Ein Doofi meldet sich – „0,04%“ – alle melden sich.

Er erwähnte, dass 20% alleine Sauerstoff sei und was man sich einbilde zu glauben, dass man mit so wenig CO2 das Klima beeinflussen könne. Er hob dann noch sein Interesse bzgl. des Themas hervor. Er habe Elektrotechnik (Nachrichtentechnik) gelernt und könne die Thematik einschätzen. Er übergab dann das Wort an den ersten Referenten.

Am Eingangsbereich wurden mehrere Thesen präsentiert

Herr Feger von einer auswärtigen Bürgerinitiative gegen Windkraft. Er appelliert an die Rettung der Landschaft und dass man durch die Windenergie alles (???) zerstören würde. Vor allem der Infraschall scheint ihm ein Dorn im Auge zu sein. Er behauptete, 60% des Windes würde in Schall umgewandelt (Autsch. Betzsches Gesetz kennt er wohl nicht🙈). Er behauptete, es sei ja so gesundheitsschädlich für die Organe. Er meinte, das sei alles belegt. Dass bei Experimenten in Wahrheit selbst bei viel zu hoch angenommenen Schalldruckpegel (BGR-Studie) keine Auswirkungen von Infraschall auf die Probe festgestellt werden kann, schien ihn nicht zu stören. Ob er mit dem Auto da war (80dB während der Fahrt – extrem hohe Infraschallwerte im Fahrzeug😯)?

Insgesamt seien die Grünen am ökologischen und wirtschaftlichen Untergang Schuld (regieren doch erst seit 2021 im Bund mit???🤔). Man solle doch auf keinen Fall sein Grundstück für die geplante Windkraftanlagen hergeben. Und der Grundstückseigentümer würde später auf den Altlasten sitzen bleiben (Ähm, Betriebsgenehmigung nur mit Rückbauverpflichtung? Da war doch was 😉).

Hätte sich der Mann über die Region informiert, hätte er wissen können, dass die bislang bekannten Projekte ausschließlich auf kommunalen Flächen vorgesehen sind. Aber um die konkreten Projekte ging es an diesem Abend irgendwie auch gar nicht. Während seines Vortrags verließen die ersten Leute Kopfschüttelnd den überdimensionierten Saal.

Im Anschluss versprach uns Hubert Kraus eine ganz tolle Überraschung. Ich war wirklich gespannt was wohl kommen würde. Doch zunächst durfte der ehemalige FDP-Stadtrat und Fraktionssprecher aus Baden-Baden – Michael Bauer – ran. Er zeigte, dass es beim Bau einer Windenergieanlage aussieht wie auf dem Bau (Überraschung). Er zeigte, dass Bäume gefällt werden (Leck mich am Arsch. Wo gibt’s denn das, dass Forstleute Bäume fällen?). Er erzählte, dass in Baden-Württemberg bald 1,8% der Fläche durch Windkraftanlagen versiegelt würden (ausgewiesene Fläche != Bebaute Fläche 😅). Er lobte sich selbst, indem er seinen Kampf gegen Windmühlen in Baden-Baden hervorhob. Cool.

Kleiner Faktencheck zu den 1,8%: Selbst wenn man davon ausginge, dass man pro Windkraftanlage in einem Hektar Fläche eingreifen muss (was beim Bau für die Zuwege und Kranstellfläche durchaus hinkommt), kämen man bei 1,8% der Landesfläche auf etwa 64.000 Windenergieanlagen in Baden-Württemberg. Betrachtet man nur die wirklich verlorene Fläche durch das Fundament von 400m², wären es sogar 1,6 Millionen Windenergieanlagen. Das ist natürlich völliger Quatsch. Selbst in den pessimistischen Betrachtungen dürfte Baden-Württemberg MAXIMAL 3500 Anlagen benötigen. Das entspricht einer Versiegelung von 0,004% der Landesfläche. Keine andere Stromerzeugung ist so Flächen-effizient.

Hubert Kraus stellt den Oberbürgermeisterkandidaten Andreas Herbrandt vor

Im Anschluss zu den Schreckensbilder durfte man schon auf die Überraschung gespannt sein. Tadaaaa: Acherns OB-Kandidat Andreas Herbrandt war daaaa. Die Halle tobte. Nicht. Er lobte ihn und reichte ihm das Mikrofon. Dieser erzählte dann mit spürbarer Nervosität ein wenig von sich. Dann kam es aus ihm raus: er ist gegen Windkraft und Photovoltaik welche die Natur zerstören. Die Halle tobte wieder. Nicht.

Who the fuck is Andreas Herbrandt? OB-Wahl in Achern: Andreas Herbrandt hält sich bedeckt (bnn.de)

Danach das Highlight des Abends: der Herr Dipl. Ing. Schöttle durfte seinen Vortrag präsentieren. Für Siemens war er an AKW-Projekten beteiligt. In welcher Form? Keine Ahnung.

Infragestellen des menschengemachten Klimawandels mit einer skizzierten Schulbuchgrafik
Klimawandel: Grafik über die Temperaturen im Holozän führt in die Irre (correctiv.org)

Anthropogenen Klimawandel? Wer weiß schon ob’s den wirklich gibt? Er warf ein paar – falsche – Zahlen hin und her. Nahm auch ein paar Grafiken von Agora (Graichen) und Quaschning her, ohne Quellen deutlich zu kennzeichnen. Er interpretierte sie, wie er lustig war. Aber sei’s drum. Als er zum Kostenvergleich der Kraftwerke kam, sprang ein mutiger Mann auf und meldete sich zu Wort. „Woher haben Sie denn die Kosten für Atomkraftwerke?“ Der Fragesteller nannte 3 aktuelle Projekte in Europa, die laut offizieller Angabe um mehrere Faktoren teurer würden und immer noch nicht funktionieren. Herr Dipl. Ing erklärte in seiner Antwort, dass seine Zahl von einem chinesischen Projekt stamme. Dass es in China geringere Löhne und eine WESENTLICH geringere Kaufkraft gibt? Wen interessiert das schon. Doch Herr Schöttle verhedderte sich nun in Widersprüche. Gestand ein, dass die Realisierung der Atomkraft in Europa unrealistisch sei. Zitat „Die Branche liegt am Boden“. Es gäbe keine Unternehmen, die die Risiken tragen wollen.

Lösungen: keine.

Fazit: wir werden alle sterben.

Insgesamt eine mega gelungene Veranstaltung.

Ihr Nico Paulus

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