Am 11.10.2021 stimmte der Gemeinderat, ohne Stimmen aus der grünen Fraktion, für die Erweiterung der kommunalen Beteiligung an der Schlachthof Bühl GmbH (Beschlussvorschlag als PDF: https://ottersweier.ris-portal.de/web/guest/sitzungen?sitzungId=54232&th_currentYear=2021&th_currentMonth=9&th_currentDay=11&th_viewMode=viewList&th_filterId=&th_filterMySitzungen=false&th_filterCustomEvents=true#).
Zuallererst: Das Betreiben eines Schlachthofes sollte keine kommunale Aufgabe sein!
Wenn wir es ernst meinen mit der Bekämpfung des Klimawandels und den damit einhergehenden verheerenden Folgen, dann führt kein Weg vorbei an einer deutlichen Veränderung unserer Lebens- und nicht zuletzt Ernährungsgewohnheiten. Dies ist keine ideologische Bevormundung, sondern schlicht und einfach eine Notwendigkeit, ob man das nun nachvollziehen kann oder nicht. Laut UN-Landwirtschaftsorganisation FAO stammen 14,5% aller weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Haltung und Verarbeitung von Tieren. Der Anteil ist somit höher als der des weltweiten Verkehrs.
Es ist unstrittig und durch etliche Studien nachgewiesen, dass insbesondere die Fleischerzeugung massiv Ressourcen verbraucht. So sind für die Erzeugung eines Kilos Rindfleisch bspw. 15.000 Liter Wasser und 157 qm Fläche erforderlich. Für die gleiche Kalorienanzahl Gemüse reduziert sich der Wasserverbrauch auf max. 1.500 Liter Wasser und die benötigte Ackerfläche auf max. 8 qm. Ganz zu schweigen von der Belastung des Grundwassers durch Ausbringung von Dung und Gülle. Ganz zu schweigen von der Vernichtung von Regenwäldern in Südamerika zur Erzeugung von Soja als unnatürlichem Futtermittel für Stalltiere in Deutschland.
So weit, so schlecht. Die Landwirte erhalten für ihren Aufwand keinen entsprechend auskömmlichen Preis und befinden sich somit in einem Teufelskreis: Zur Erreichung eines ausreichenden Einkommens müssen immer mehr Tiere gehalten werden. Männliche Kälber sind unrentabel, werden als lästiges Nebenprodukt betrachtet und i.d.R. zur Vermeidung weiterer Kosten schnellstmöglich getötet.
Ausgebildete Metzger sind seit Jahren rar. Wer möchte sich schon tagein, tagaus mit dem Töten von Tieren beschäftigen? Dies alles führt zu den allseits bekannten Zuständen in der fleischverarbeitenden Industrie.
Natürlich fällt uns Grünen diese Entscheidung nicht leicht.
Und natürlich bevorzugen wir möglichst kurze Fahrzeiten für Schlachttiere.
Unterm Strich jedoch ist ein lokaler Schlachthof aus unserer Sicht die gravierend falsche Entscheidung, noch dazu unter den gegebenen wirtschaftlichen Voraussetzungen. Ähnlich wie Zigarettenautomaten an jeder Ecke durch leichten Zugang das Rauchen begünstigen, ist ein lokaler Schlachthof die Gewähr für die Abnahme von Schlachttieren. Ohne lokalen Schlachthof ist der Anreiz für die Erzeuger zum Umstieg auf tierfreie Landwirtschaft definitiv größer, zum Wohle aller Einwohner und nicht zuletzt auch zum Wohle der Natur.
Ein lokaler Schlachthof würde jedoch die Verhältnisse auf viele Jahre hinaus zementieren und den erforderlichen Strukturwandel insofern verhindern.
Wir lehnen deshalb mehrheitlich den Beschlussvorschlag ab und stimmen ebenfalls mehrheitlich gegen die Modernisierung des Schlachthofes.
Für die Fraktion
Mario Panter
Quellen:
https://www.brot-fuer-die-welt.de/fileadmin/mediapool/2_Downloads/NIFSA/aktionsbeschreibung.pdf
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