Klima retten mittels „Landwirtschaft 5.0“

Bühl / Ottersweier. Landwirte als Klimaretter? Zumindest können sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, meint Professor Daniel Kray. Initiator des Forschungsprojektes „Landwirtschaft 5.0“. In einem Online-Forum von Bündnis 90/Die Grünen stellte der Physiker die Ziele des Projektes vor.

Daniel Kray ist Professor am Institut für Energiesystemtechnik an der Hochschule Offenburg. Der Energieexperte sieht im Klimaschutz eine große Chance für die regionale Landwirtschaft. Deshalb hat er in Kooperation mit Hochschulen, Verbänden und Landwirten das Forschungsprojekt auf den Weg gebracht. Untersucht wird dabei, wie Landwirte zur Erhaltung der Artenvielfalt, zu weniger Kohlendioxid-Emissionen oder zur Speicherung von Kohlendioxid im Boden beitragen können. Zugleich geht es um die Frage, wie eine nachhaltige Landwirtschaft auf faire Weise entlohnt werden kann.

Der Vortrag wurde von der Ortsgruppe Ottersweier von Bündnis 90/ Die Grünen per Videokonferenz organisiert. Gut 60 Teilnehmer verfolgten die Präsentation, in der Professor Kray eine ganze Reihe von Maßnahmen für den Umbau zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Landwirtschaft vorstellte. Im Zentrum steht ein Ackerbau-Modell, das Blühstreifen an den Rändern der Äcker, den gezielten Eintrag von Pflanzenkohle und Dünger, den Einsatz von Elektro-Traktoren und -Maschinen sowie den Bau von Photovoltaik-Anlagen etwa über Obst- oder Weinbauflächen (Agri-Photovoltaik) vorsieht. Ein wesentlicher Punkt sei der Einsatz von Pflanzenkohle aus Pyrolyse, die mit Nährstoffen und Mikroorganismen veredelt werde. Mit dieser Methode könne Kohlendioxid „Tausende von Jahren“ im Boden gebunden werden und zugleich helfe sie, den Boden zu verbessern. „Die fruchtbarsten Böden der Welt“, erläuterte Kray, „enthalten große Mengen von Biokohle.“ Der gezielte Einsatz von Pflanzenkohle zur Verbesserung der Böden und zur CO2-Reduktion ist ein noch junges Forschungsgebiet. Deshalb sei die Datenlage zu den Erträgen noch „relativ dünn“. Für Kray geht es aber nicht in erster Linie um mehr Ertrag, sondern um „negative Emissionen“. Will heißen: Landwirte können dazu beitragen, der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen. Zugleich jedoch fördere Pflanzenkohle aus Pyrolyse die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern, reduziere Lachgas-Emissionen und trage dazu bei, dass weniger Nitrat ausgewaschen werde.

Mit dem Modell und den Vorschlägen der Forschungsinitiative würden sich neue Geschäftsmodelle für nachhaltig wirtschaftende Landwirte ergeben. „Die Landwirtschaft“, so Kray, „wird einen neuen Stellenwert in unserem gesellschaftlichen Leben bekommen.“ Allerdings gebe es auch Hürden und Widerstände. So dauere es zum Beispiel noch viel zu lange, bis Agri-Photovoltaikanlagen genehmigt würden. Diesem Befund pflichtete der grüne Landtagsabgeordnete Hans-Peter Behrens bei, der  Sprecher seiner Fraktion für Erneuerbare Energien in der Landwirtschaft ist. „Wir müssen die Rahmenbedingungen verbessern“, erklärte Behrens. „Für mich ist Agri-Photovoltaik ein Baustein für den Klimaschutz. Wir brauchen viele solcher Bausteine“. Deshalb erarbeitet der grüne Landtagsabgeordnete einen Forderungskatalog, mit dem die Grünen in mögliche Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl gehen wollen.

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